Natur

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Landschaftliche Gliederung und Klima

Die Topographie des Tschad ist vom Tschadbecken geprägt. Das östliche Tschadseebecken, das das Zentrum des Landes beherrscht, prägen weite Ebenen (tiefster Punkt bildet die Bodélésenke mit 155 m über NN), die im Nordwesten durch das vulkanische Tibestimassiv begrenzt werden. Die höchste Erhebung bildet dort der Emi Kussi mit 3.415 Metern Höhe. Im Nordosten erstreckt sich die Schichtstufenlandschaft des Ouaddai- und Ennedi-Plateaus (1259 m und 1450 m). Die Ausläufer bilden im Zentrum des Landes das Guéramassiv bei Mongo. Der Südwesten des Tschad ist von der Schwemmlandebene der beiden größten Flüsse Chari und Logone geprägt und bildet den fruchtbarsten Teil des Landes. Die beiden Flüsse speisen den Tschadsee, der das größte Binnengewässer Westafrikas darstellt und keinen Abfluss besitzt.

Das Klima im Tschad ist überwiegend heiß und trocken, wobei die Durchschnittstemperaturen bei 28ºC liegen. Die Jahreszeiten sind geprägt durch die Regenzeit (Juni-September) mit lokal unterschiedlichen Niederschlägen, den «Winter» (Oktober–Februar) mit seinem trockenem Wüstenwind «Harmattan» und der Hitzeperiode (März–Mai). Im Süden des Landes gibt es zudem im Mai noch eine kurze Regenzeit, den ‹Mangoregen› (Pluie des mangues). Die Temperaturen liegen im Norden zwischen 4°C und 50°C, im Süden zwischen 10°C und 45°C. In N’Djaména liegt das Jahresmittel bei 27,8ºC und die Niederschläge bei jährlich etwa 556 mm, in Abéché bei 28,7ºC und 398 mm Niederschlag und in Sarh bei etwa 27,4°C und über 1000 mm Niederschlag im Jahr.

Bodenschätze

Der Tschad besitzt vor allem im Tibestigebirge im Norden viele nicht erschlossene Bodenschätze, darunter Uran-, Gold-, Zinn-, Wolfram-, und Bauxitvorkommen. Nordöstlich des Tschadsees wird Natron und an mehreren Stellen der Sahara Steinsalz gewonnen, das vor allem für die Märkte im Süden des Landes bestimmt ist.

In Mayo Kebbi wird seit 1992, im Tibesti seit 2013 Gold gesucht und gewonnen. Erdölfelder befinden sich im Dobabecken (Südwesten), in der Nähe von Sarh, Bongor und am Tschadsee. Seit 2003 fließt das erste Erdöl aus dem Dobabecken durch eine über 1000 km lange Pipeline zum Hafen von Kribi (Kamerun). Weitere Erdölfelder wurden in den letzten Jahren bei Bongor und weiter nördlich erschlossen.

Flora und Fauna

Die Naturlandschaft des Tschad ist im äußersten Süden durchsetzt von Feuchtsavannengebieten, die jedoch bei einer Niederschlagsgrenze von etwa 1000 mm in die Trockensavanne übergehen.

Charakteristisch für die Trockensavanne sind Baobab (Affenbrotbäume), Kapok-, Sheabutter (Karité und Nérébäume, wobei die beiden letzteren die wichtigsten Nutzbäume darstellen (fetthaltige Früchte). Die Flussufer sind gesäumt mit Galeriewäldern.

Weiter nördlich schließt sich die Dornbuschsavanne (ab etwa 500 mm jährlicher Niederschlagsmenge) an, die als charakteristisch für die Sahelgebiete gilt. Die Vegetation besteht hier aus Dornbüschen, Sträuchern und Gräsern, die jedoch während der Trockenzeit verdorren und durch übermäßige Weidewirtschaft im Bestand zurückgehen. Wichtigster Baum in dieser Vegetationszone ist die Schirmakazie (Acacia albida), die als Futterlieferant für Weidetiere dient. Weitere wichtige Nutzpflanzen sind die Acacia senegal, die das Gummi arabicum liefert und die Dattelpalme, die in den Oasen der nördlichen Gebiete zu finden ist.

Bis Mitte der 70er Jahre hatte der Tschad einen überaus reichen Wildtierbestand, der durch ein weites Netzwerk von Nationalparks und Reservaten geschützt wurde. Jahrzehntelanger Bürgerkrieg und viele Dürrejahre führten dazu, dass heute nur noch kleine Populationen dieser einzigartigen Tierwelt überlebt haben. Vereinzelt trifft man im Norden noch auf seltene Antilopenarten (Dama, Addax), weiter verbreitet sind die Dorkasgazellen, Wüstenfüchse (Fennek), Schakale, Hyänen und Marabus. Nach Berichten des Sahara Conservation Fund gibt es gemeinsame Aktionspläne von Tschad und Niger, durch grenzüberschreitende Maßnahmen vom Aussterben bedrohte Arten besser zu schützen. Im August 2016 wurden erste Säbelantilopen im Tschad wieder ausgewildert. Diese seltene Art war vor einigen Jahrzehnten noch in großen Teilen Nordafrikas beheimatet, galten aber seit den 90er Jahren als in der freien Wildbahn ausgestorben.

Das Gebiet des Tschadsees beherbergt viele hundert Vogelarten, da der See Heimat und Rastplatz für Millionen von Zugvögeln aus Europa ist. Im südlichen Teil des Landes leben noch (in und um den Zakouma– und Manda-Nationalpark) Elefantenherden, die aber durch Wilderer bedroht sind und dadurch im letzten Jahrzehnt erschreckend dezimiert wurden. Größere Säugetiere sind des Weiteren Giraffen, Löwen, Leoparden, Gnus, Warzenschweine, Gazellen, Hyänen und viele verschiedene Affenarten. Seit 2012 zählt die Region um die einzigartigen Seen von Ounianga im Ennedi zum Weltnaturerbe der UNESCO. Das Ennedi-Gebirge wurde Mitte Juli 2016 in die Liste des Welterbes aufgenommen. Der Zakouma- Nationalpark und der Tschadsee stehen auf der Vorschlagsliste des Weltnaturerbes der UNESCO.

Ökologische Probleme

Desertifikation und Klimawandel und damit einhergehende Konflikte zwischen sesshaften Ackerbauern und nomadisierenden Viehzüchtern stellen auch im Tschad ein grundlegendes gesellschaftliches Problem mit gravierenden ökologischen Auswirkungen dar. Diese haben sich durch die politischen und damit einhergehenden  ethnischen  Spannungen  (zunehmender Bevölkerungsdruck durch Flüchtlingsströme) in den letzten Jahren noch dramatisch verschärft.

Umwelterziehung, Aufklärung und verschiedene Projekte sollen Dürren und der Wüstenbildung entgegenwirken, was u.a. mit Radiobeiträgen, durch engagierte NRO und einem Modellprojekt von mehr als 100 Umweltschulen im Tschad gefördert wird.

Der Tschadsee, dessen Fläche in den letzten Jahrzehnten aufgrund von Klimaveränderung und verstärkter Nutzung des Wassers drastisch geschrumpft ist, stellt einen sehr wichtigen Faktor in der lokalen Ökonomie und im regionalen Ökosystem dar. Seine Fläche lag 1960 noch bei 26.000 km² bei nur fünf Meter maximaler Tiefe. Gegenwärtig gehen konservative Schätzungen nur noch von einer Größe von 1.500 km² aus, die aber je nach Jahreszeit variiert. Der See besitzt keine Abflüsse und wird zu 90 % von den größten tschadischen Flüssen Logone und Chari (1.200 km) gespeist. Bilder aus dem Weltraum zeigen die dramatische Entwicklung des fragilen Ökosystems Tschadsee.

1964 wurde die Lake Chad Basin Commission (LCBC) von den vier Anrainerstaaten des Tschadsee ins Leben gerufen, um eine bessere Ressourcennutzung gewährleisten zu können. Im Rahmen des Programms «Nachhaltiges Wassermanagement Tschadseebecken» wurde die Tschadseebeckenkommission von der GIZ unterstützt. Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel wurden im nationalen Adaptionsplan und in einem GIZ-Projekt vorgestellt.

Weitere ökologische Probleme wie Grundwasserverschmutzung, Staubbelastungen oder unzureichendes Abfallmanagement bringt die Erdölförderung in der Doba-Region im Süden des Landes mit sich, da bis heute keine ausreichenden Umweltschutzpläne und Gutachten erstellt bzw. umgesetzt wurden.

Die Urheberin Brigitte Salzberger, Ethnologin (MA), geb. 1967 lebt und arbeitet in Rheinland-Pfalz. Ich habe Frau Salzberger per E-Mail kontaktiert. Im Vorfeld habe ich die Übernahme der Inhalte mit der GIZ besprochen. Das Länderportal ist im Juli 2021 abgeschaltet worden und wurde bis dahin aktualisiert.